Ein Wort zum Packen
Die Schweißperlen laufen dir übers Gesicht, die Füße brennen, der
Rucksack drückt. Vor dir laufen drei andere aus deiner Gruppe.
Komisch, das Ganze scheint denen wenig auszumachen. Du bist
doch nicht schwächer als die! „Großmeistern Merlin war beim
Wandern immer der schnellste. Er war gut gelaunt und fröhlich da-
bei, auch wenn es bergauf ging. Als ich einen Blick in seinen Affen
(Felltournister) warf, wusste ich auch, warum. Im Gegensatz zu
mir hatte er für drei Wochen Wanderfahrt nur seinen Schlafsack,
eine Plane, eine Zahnbürste, einen Löffel und zwei Unterhosen da-
bei sowie ein Stück Seife zum Waschen. Er brauchte nicht mehr.“
Ganz ehrlich, sind deine Sachen so wichtig, dass du bereit bist,
diese notfalls bei 30 Grad Hitze einen Berg hochzutragen? Kinder
dürfen nie mehr als 12 % ihres Körpergewichts tragen, Erwachsene
nicht mehr als 25%.
Immer daheim bleiben jedoch: Gameboys, Zeitschriften, Walkman,
Discman, Handys, Comics, Tragbare Fernseher, Privat-
Süßigkeiten, Ersatzschuhe, Zivilkleidung, Spielzeug, Schmink-
utensilien, Getränke in Dosen. Auch zum Bücher-lesen kommt
man auf Fahrt nicht.
Man kann Gepäck sparen, wenn man Shampoo, Zahnpasta, Wasch-
mittel u.a. (siehe Folgeseite) zu Gruppengepäck erklärt und es nur
einzelne mitnehmen bzw. eine Packung für alle. Gabeln sind eben-
so überflüssig, wie das volle BW-Kochgeschirr oder ein zweites
Messer. Ersatzwäsche wird nur in Maßen gebraucht, denn sobald
die Fahrt länger als eine Woche dauert, wird in jedem Fall gewa-
schen. Achtet beim Kauf eurer Ausrüstung auf das Gewicht, seine
Stabilität, Qualität, Fahrtentauglichkeit und ggf. seine Multifunkti-
onsfähigkeit. Plastiktüten schützen deine Kleidung vor Regen und
können weiterverwendet werden. Denkt daran, dass bei den meis-
ten Fahrten nach dem Packen noch Platz im Rucksack frei bleiben
muss für Gruppengepäck! Es macht bis zu 2 kg zusätzlich aus.
Eine immergültige Packliste zu schreiben, ist schier unmöglich. Es
hängt auch sehr von dem persönlichen Bedarf, der Art der Fahrt
und dem Fahrtenziel ab. Eine dicke Juja ist auf Südlandfahrt eben-
so überflüssig, wie in Norwegen notwendig. So ist unsere Packliste
nur eine Empfehlung. Sie legt keinen Wert auf Vollständigkeit. Je
nach Situation können weitere Ausrüstungsgegenstände dazu kom-
men und andere entfallen. Mit auf– bzw. mitgezählt sind die Din-
ge, die man bereits bei der Abfahrt trägt.
Persönliche Ausrüstung:
ein Paar wasserfeste, eingelaufene (Wander-) Schuhe
eine Kluft mit Halstuch
eine Hose oder Rock nach Jahreszeit
Juja oder Takelbluse nach Jahreszeit
Wechselunterwäsche (max. 6x, siehe vorherige Seite)
T-Shirts (zum drunter ziehen; auch als Schlafkleidung) max. 3 Stk.
Shorts oder Leggins zum Schlafen 1 Stk.
(Wander-) Socken max. 3 Stk.
Schlafsack (Temperaturbereich nach Jahreszeit),
bisweilen aber nach Absprache stattdessen Bettbezug
Rucksack
Plastiktüte für (dreckige) Wäsche
Isomatte
Einteiliges Ess/Kochgeschirr /Suppentief und mit Griff, Löffel
Feldflasche (mind. 1 l)
Fahrtenmesser
Zahnbürste
Deo
Waschlappen und kleines Handtuch
Taschentücher
Notwendige Dokumente:
Ausweis, Krankenkassenkarte mit Internat. Schein, Impfbuch
Alle üblicherweise verwendeten ggf. notwendigen Medikamente!
Weitere mögliche Ausrüstungsgegenstände:
ggf. Proviant für Anreise im Brotbeutel am Gürtel
BW-Poncho (als Regenschutz und Unterlage)
ggf. Badeanzug
ggf. Schlafanzug (in öffentlichen Herbergen)
ggf. Hygieneartikel
ggf. alternativ zum kleinen ein mittelgroßes Handtuch
ggf. saisonale Kopf– und Körperbedeckung
ggf. Pulli in gedeckten Farben mit Kragen
ggf. Ersatzhose
ggf. Hausschuhe
ggf. Logbuch
ggf. Probenbuch
ggf. Taschengeld (nicht bei Wochenendfahrten)
ggf. Becher
ggf. Ersatzklufthemd
ggf. Sandalen oder Espandrillos
Zusätzliche Gruppenausrüstung (wird aufgeteilt):
Kompass, Karte, Kohte, Beil oder Hammer, Seile, Dosenöffner,
Kleiner/großer Hordentopf, Gruppenverpflegung, Faltkanister /
Schwabbel, Autan, ökol. abbaubare Seife und Kleidungswaschmit-
tel und Shampoo, Zahnpasta, Haarbürste, Stifte, Gitarre, Liederbü-
cher, Sonnencreme, Brettchen, AB-Päckchen, Geschirrhandtuch,
Schwamm, Taschenlampe, Kerzen, Klopapier, Liederbuch, Kame-
ra, Feuerzeug, Vorlesebuch, Reiseführer, Verbandsmaterial.
Wie wird gepackt? Weiche Sachen kommen in den Rückenbereich.
Schwere nach oben. Dinge, die griffbereit sein müssen, zugänglich
einpacken. Dreckwäsche von sauberer und Lebensmittel von Wä-
sche getrennt. Packlöcher mit Socken stopfen. Beim Affen Schlaf-
sack in den Poncho und/oder in Kothenplane rollen und außen her-
um festschnallen. Alles wird im und am Rucksack befestigt. Iso-
matten unter die Deckellasche. Persönliche Verpflegung kommt in
den Brotbeutel am Gürtel. Die Hände müssen immer frei bleiben!
Die richtige Ausrüstung
Du stehst im Laden und möchtest einen neuen Schlafsack kaufen.
Die große Auswahl überrascht dich. Sollst du lieber Daunenfüllung
nehmen oder Kunstfaser? Welche Temperaturangabe gilt eigentlich
für dich? Was ist von Schlafsäcken zu halten, die speziell für Frau-
en hergestellt wurden? …
Der Schlafsack ist der wichtigste Ausrüstungsgegenstand. Die
Temperaturangabe teilt mit, bei welcher Komforttemperatur der
Schlafsack genutzt werden kann. Sie sollte mind. 0 Grad betragen.
Erkundigt euch, ob die Angaben speziell für Frauen sind. Wenn
nicht, addiert 5 Grad hinzu, denn Frauen frieren leichter an Män-
ner. Geht man auch in Frühjahr und Herbst auf Fahrt, so nutzt man
Fleece-Inlets, welche die Komforttemperatur um bis zu 10 Grad
erweitern.
Folgende Eigenschaften muss ein Schlafsack haben:
– eng anliegende Mumienform, nicht zu lang und nicht zu kurz
– Reißverschlussabdeckung und Wärmekragen
– Kammersystem ohne durchgesteppte Nähte (Kältebrücken)
– Füllung: Daunen oder Kunstfaser (Holofil)
– Richtig dimensionierter Packbeutel
Die Grundentscheidung ist die des Füllmaterials. Daunen haben ei-
ne unübertreffliche Wärmeleistung, geringes Gewicht, geringes
Packvolumen, bei richtiger Lagerung (daheim immer unkompri-
miert und frei lagern!) eine hohe Lebensdauer, nasse Daunen wär-
men jedoch wenig und sie brauchen bis zu zwei Wochen zum
Trocknen. Kunstfasern haben eine gute Wärmeleistung auch bei
Feuchtigkeit, ein höheres Gewicht, ein höheres Packvolumen, eine
kurze Trockenzeit, eine geringere Lebensdauer als Daunen. Wer si-
cher ist, nicht nass zu werden, nimmt Daunen. In Daunenschlafsä-
cken schläft man mit möglichst wenigen Klamotten am wärmsten!
Pflege: Auslüften und ausgebreitet trocken lagern. Mit Spezialseife
höchstens jährlich waschen. Nicht in der prallen Sonne trocknen.
Daunen niemals nass komprimieren.
Der Rucksack ist neben Schlafsack und Wanderschuhen der wich-
tigste Ausrüstungsgegenstand des Pfadfinders.
Ein guter Rucksack muss folgende Eigenschaften haben:
– Robustes Material
– verstellbares Innengestell-Tragesystem
– Richtige Rückenlänge, bequemes Rückenbett
– Breiter, gepolsterter Hüftgurt
– Breite, gut gepolsterte Schulterriemen
– fest angenähte Seitentaschen
– zahlreiche Außenriemen f. Isomatte etc.
– Dezente Farbgebung
Man lässt sich im Laden den Rucksack vom Fachpersonal anpas-
sen, sich dabei die Einstellmöglichkeiten gut erklären und testet
ihn mit Gewicht. Das Innenvolumen hängt von der eigenen Größe
und der eigenen Tragkraft ab. Wölflinge sind mit 8 L bedient. „
Ausgewachsene“ Rucksäcke fassen 35-70 L. Für das Anpassen des
Rucksacks gilt die Faustregel: ¾ des Gewichtes trägt der Hüftgurt,
¼ die Schultergurte. Für den optimalen Tragekomfort muss das
Tragesystem der Rückenlänge angepasst werden. Hierzu den
Rucksack mit ca. 10-15 kg Ausrüstung „realistisch“ beladen. Alle
Gurte, insbesondere Hüftgurtstabilisierung und Lageverstellung lö-
sen. Rucksack aufsetzen und Schultergurte durch Zug nach unten
locker anziehen. Hüftgurt um den Hüftknochen legen, schließen
und gut festziehen. Schultergurte nun so fest anziehen, dass der
Hauptanteil vom Rucksackgewicht noch auf der Hüfte bleibt. La-
geverstellgurte anziehen (gehen von Schulter abwärts zum Ruck-
sack) . Den Sitz vor einem Spiegel kontrollieren. Als Faustregel
gilt: Der Hüftgurt umschließt den Hüftknochen im oberen Bereich.
Die Schultergurte liegen überall auf.
Man pflegt den Rucksack, indem man ihn nach Benutzung säubert
und trocken lagert. Die Nähte prüft man auf Schwachstellen und
flickt die Löcher mit Plastikgarn. Hakelige Reißverschlüsse wer-
den durch Seife beweglich.
Als Alternative zum herkömmlichen Rucksack gibt es den „Affen“.
Hier handelt es sich um einen Tornister, dessen Verschlussklappe
ein Fell ziert. Er ist gefertigt aus wasserdichtem Stoff/Leder über
einem Holzgestell. Ein Affe zwingt durch sein kleines Packvolu-
men und sein hohes Eigengewicht zum Begrenzen und erleichtert
somit die Fahrt. Affen bekommt man günstig über Beziehungen in
die Schweiz, zu teuer bei ebay, auf Flohmärkten manchmal noch
günstig. Wir empfehlen die Modelle aus Vollfell, der mind. 25 cm
breit, 45 cm hoch und 12 cm tief sein sollte oder quadratisch. Die
modernen Nachbauten mit Plastikgestell sind nicht zu empfehlen,
da sie leicht kaputt gehen.
Das Hauptkriterium beim Neukauf von Wanderschuhen ist ihre Be-
quemlichkeit. Wir empfehlen deshalb feste Trekkingschuhe. Man
kauft Schuhe Nachmittags, wenn die Füße bereits etwas geschwol-
len sind. Beim Anprobieren trägt man außerdem dicke Socken und
kauft dann noch ggf. eine halbe Nummer größer.
Ein guter Wanderschuh hat folgende Eigenschaften:
– Hochgezogener Schaft mit guter Knöchelunterstützung
– Obermaterial : Robustes Leder
– Doppelt genähte Vibram-Profilsohle ohne Gummileiste
– griffiges Profil
– Innenmaterial : Weiches Leder
– Metallösen mit Tiefzug-Haken
– Gutes Stoßdämpfer-Innen-Fußbett
– Schuh lässt sich gut pflegen und imprägnieren – wasserdicht!
– Nichts drückt oder scheuert
– Nicht zu schwer
Stoßen die Zehen auch bergab nicht vorne an? Sitzt die Ferse fest?
Neue Schuhe müssen eine Woche vor Fahrtenbeginn konsequent
eingelaufen werden! Pflege: Schuhe reinigen, mit Spezialwachs o-
der Lederfett imprägnieren, Nähte, Haken und Schnürsenkel kon-
trollieren, abgelaufene Sohlen beim richtigen Schuster erneuern
lassen .
Die richtigen Socken sind ebenso wichtig wie die Schuhe sel-
ber. Deswegen sind Wandersocken aus dem Fachgeschäft an-
gebracht. Wer Gore-Tex Schuhe trägt, muss dazu passende at-
mungsaktive Socken erwerben. Im Wanderschuh trägt man dünne-
re weiche Innensocken und darüber grobe Wollsocken.
Die Größe der Wasserflasche hängt von den Möglichkeiten des
Wasserauffüllens ab. Für eine Durchschnittsfahrt in Deutschland
reicht eine 1L- Flasche mit Schraubverschluss. Außerdem sollte sie
leicht und stabil sein sowie über eine Öse zum durchziehen eines
Seiles verfügen, um mehrere Flaschen beim Wasserholen zusam-
menbinden zu können. Wir empfehlen Sigg-Flaschen. Pflege: Man
füllt die Flasche mit warmen Wasser auf und lässt sie 10-15 Minu-
ten offen mit ein einer Gebiss-Reinigungstablette stehen. Anschlie-
ßend ausspülen, trocknen lassen und halboffen lagern.
Beim Fahrtenmesser handelt es sich um ein sehr nützliches Werk-
zeug und nicht um eine Waffe.
Ein gutes Messer muss folgende Teile haben:
– Komplett durch den Griff laufende Klinge
– Robuster Griff
– Ausbalanciert: Griff und Klinge wiegen gleich viel.
– scharfe, nicht zu breite Klinge mit guter Schnitthaltigkeit
– Enganliegende Lederscheide zur sicheren Aufbewahrung
Wir empfehlen Takelmesser, Norweger- und Finnenmesser sowie
Opinels. Eine Klingenlänge von 9 – 13 cm ist ausreichend. Das
Fahrtenmesser wird möglichst im Rucksack transportiert, da in vie-
len Ländern das offene Tragen feststehender Messer verboten ist.
Zur Pflege regelmäßig nachschärfen, Flugrost entfernen, Griff ein-
ölen, Lederscheide fetten. Nur ein scharfes Messer ist sicher.
Die Isomatte schützt den Schläfer vor Bodenkälte und Nässe. Am
Besten ist die Isolation bei Schaustoffmatten mit geschlossenen
Poren (EVA-Schaum) und 8 – 12mm dicke. Je härter der Schaum-
stoff, desto besser die Isolierung. Therm a Rest wiegen zu viel.
Luftmatratzen sind nicht geeignet. Zum Pflegen mit Wasser reini-
gen, Einrisse mit Tape reparieren.
Das Ess– und Kochgeschirr (zwei in eins) sollte aus Alumini-
um oder Edelstahl ohne Emaillierung oder Lackierung sein, dassel-
be gilt für den Becher und Essbesteck. Wir empfehlen das ovale a-
merikanisches Armeekochgeschirr. Das Bundeswehr-Kochgeschirr
ist deutlich schwerer und hat ein schlechteres Packmaß. Das Koch-
geschirr muss tief genug für Suppe sein und über einen Griff verfü-
gen. Auch der Becher muss einen Griff haben. Das Holzbrettchen
kann mit etwas Geschick in die größere Hälfte des USKoschis ein-
gepasst werden. Pflege: Flugrost und Ruß entfernen. Regelmäßig
heiß und mit Spüli reinigen.
Auch beim Besteck (es reicht ein Löffel) ist Metall zu bevorzugen.
Hier lässt sich auch einfach der Name zur Identifizierung einritzen.
Der Regenschutz – im allgemeinen verwenden wir Bundeswehr-
Ponchos, muss absolut wasserdicht, robust und unauffällig gefärbt
sein. Wir verwendet ihn als Schlafunterlage, als Abdeckplane, für
Notzelte, für den Bau von Verletzten-Tragen, zum Gepäckschutz
und zum Transport von Wasser und Feuerholz. Nur im Ausnahme-
fall benutzen wir ihn als Regenschutz. Hierfür sind moderne Zwei-
teiler sowie ein spezieller Rucksack-Regenschutz deutlich besser
geeignet. Pflege: Reinigen, Löcher mit Fahrradflicken oder Pon-
cho-Kleber flicken, Einrisse nähen, kaputte Ösen ersetzen. Mög-
lichst nie nass zusammenpacken, sonst wird er morsch!